Gürl © Marie-Luise Frauenstein / @louriephoto im Auftrag von Radio:Active Magazine
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Interview mit Gürl in Berlin am 11. September 2024

Interview mit Gürl in Berlin

Am 11. September 2024 war die britische Band Gürl an der Seite von Lonely Spring zu Gast im Cassiopeia Berlin. Die Gruppe hat sich vor dem Auftritt mit uns hingesetzt, um über ihre neue EP „Parma Violence“, ihren unverkennbaren Sound und ihre Abenteuer auf Tour zu sprechen.

Gürl © Marie-Luise Frauenstein / @louriephoto im Auftrag von Radio:Active Magazine
Gürl © Marie-Luise Frauenstein / @louriephoto im Auftrag von Radio:Active Magazine

R:A: Zuerst einmal – Willkommen in Berlin! Das ist ja eure erste Tour durch Deutschland und an der Seite von Lonely Spring werdet ihr sicher eine ganze Menge neuer Fans gewinnen. Wie würdet ihr den Leuten, die euch noch nicht kennen, euren Sound beschreiben?

Tom: (lacht) Das scheint die Frage des Jahres zu sein, aber es ist auch schwer zu beschreiben.

Josh: Im Grunde ist es heavy pop. Wir haben mittlerweile viele Titel für unseren Sound. Zum Beispiel haben wir immer gesagt „Billie Eilish trifft auf Bring Me The Horizon“. Man könnte aber auch sagen „Taylor Swift trifft auf Sleep Token“. Wir lieben solche Aufhänger. 

R:A: Ihr habt ja vor Kurzem eure EP „Parma Violence“ veröffentlicht. Könnt ihr uns erzählen, wie euer Songwriting-Prozess so abgelaufen ist? Was hat euch dabei inspiriert und wie einigt ihr euch auf neue Ideen?

Josh: Das verändert sich ständig. Früher haben wir so gearbeitet: ich hatte eine Idee für einen Song und das war entweder eine ziemlich fertige Idee mit Gesang und Piano oder nur eine generelle Vorstellung. Und danach haben Jonny und ich das besprochen. Er hat den Song dann immer in etwas verwandelt, was wirklich wie nach einer Platte klang. So ist das jetzt immer noch manchmal, aber in letzter Zeit war es kollaborativer. Das heißt, es beginnt mit einer Person, die eine Idee und einen bestimmten Vibe im Kopf hat und dann verbringen wir viel Zeit zusammen im Studio, um es in einen Song zu verwandeln, der so klingt, wie wir uns ihn vorstellen. 

Tom: Das Lineup hat sich auch verändert, insbesondere in Hinblick auf die neue Musik, die wir herausbringen werden. Früher waren es nur Josh, Jonny und die Band und im letzten anderthalb Jahr sind Jay und ich dann nach und nach dazugekommen. Seitdem haben wir neue Sachen geschrieben, die eher ein Gemeinschaftsprojekt waren, als das vorher mit vergangenen Bandmitgliedern der Fall gewesen ist, oder?

Josh: Absolut. Und das ist auch gut so, weil man so die besten Ideen von Allen bekommt. 

Hier in die EP “Parma Violence” reinhören:

R:A: Ihr habt dieses Jahr nun schon zahlreiche Shows gespielt, was man auch auf euren Social-Media-Kanälen nachverfolgen kann. Gab es Herausforderungen, denen ihr euch als Künstler*innen stellen musstet, um heute da zu stehen, wo ihr seid? 

Jonny: Schon allein hierher zu kommen war eine große Herausforderung. Wir waren mit dem Van zwei Tage durchweg unterwegs. 

Jay: Und waren damit auf der Fähre.

Jonny: Dann gab es noch eine Menge Dokumente, die wir einreichen mussten, was Steuern und so weiter betrifft. Danke, Brexit. 

Jay: Ja, dafür haben wir übrigens nicht abgestimmt.

Josh: Bitte lasst die Überschrift nicht lauten „Gürl sagen „Danke Brexit““ (lacht)

Jay: Wir sind damit überhaupt nicht einverstanden. Wir hassen es, dass es jetzt so gekommen ist.

Gürl © Sam East
Gürl © Sam East

Jonny: Jedenfalls hat das alles sehr lange gedauert und dann sind wir gestern ins Hotel gekommen und das war voller Bettwanzen, also sind wir da direkt wieder geflüchtet. Dann sind wir im Regen umhergefahren und haben Hotels angerufen, um da noch einen Platz zu finden. 

Josh: Wir haben dann irgendwann einen Typen erreicht, der uns aufgenommen hat – und das war in einem Hotel, sollte ich erwähnen. Wir sagten ihm, dass wir in 10 Minuten da sein könnten und er meinte „Ich bin aber erst in 20 Minuten da“. Wir haben ihn wohl aus Versehen zu Hause angerufen. 

Jay: Also hatten wir einen Schlafplatz für die Nacht gefunden, aber er musste extra nochmal los. Shoutout an…wie hieß er nochmal?

Jonny: Ich weiß es auch nicht mehr. Aber Shoutout an den Typen, der uns gerettet hat! Wie du siehst, gab es allein in den letzten zwei Tagen viele Hürden und Herausforderungen und so ist das immer. Irgendetwas geht immer schief. 

Josh: Man sollte immer erwarten, in den Problemlösungsmodus überzugehen. 

Jonny: Genau. Es gibt immer etwas, was nicht funktioniert und dann muss man schnell Entscheidungen treffen können, ohne es zu sehr an einen heran zu lassen. 

Josh: Wir hatten während der letzten Tour eine schwierige Show. Wir waren nicht so richtig sicher, was das Publikum von uns halten würde, also haben wir uns gesagt „wir haben keine Wahl, außer ihnen eine Stadiumperformance zu geben“ und das war dann die womöglich beste Show der ganzen Tour. 

Tom: Absolut, insbesondere für Josh. Er war schon immer ein guter Live-Performer. Er ist ein sehr guter Frontmann und kann super unterhalten, aber bei dieser einen Show kam er auf die Bühne und hatte diese Einstellung von wegen „Lasst uns loslegen! Das wird die beste Show, die ihr je gesehen habt!“. Vorher waren wir alle etwas unsicher, aber seitdem er das gesagt hat, war jetzt jede Show so. Da spielt es auch keine Rolle, ob nur drei Leute da gewesen sind. 

Josh: …was NIE passiert. (lacht)

Tom: In letzter Zeit ist es sehr viel seltener vorgekommen. Aber jedes Konzert ist jetzt so, dass wir von Anfang an 100% geben und jeder bekommt die selbe Show von uns.

Josh: Wir haben keine Wahl, außer immer unser Bestes zu geben.

Jonny: Ja, was hätten wir sonst auf der Bühne verloren, wenn wir das nicht geben würden, oder? Die Leute vor Ort haben dafür bezahlt und sich die Zeit genommen, um da zu sein. Wie könnten wir uns anmaßen…

Josh: …ihnen eine halbherzige Show zu liefern. 

Jonny: Wir sind so dankbar für die Möglichkeit, Musik zu machen. Wie könnten wir es wagen, daraus nicht das Beste zu machen? Wir wollen den Fans und der Welt gerecht werden.

Offizielles Musikvideo zu HEXY:

R:A: Eine letzte Frage noch: welcher Song macht live am meisten Spaß für euch und warum?

Jay: Darauf haben wir bestimmt alle eine unterschiedliche Antwort.

Josh: “ANTIPOP”! Da gibt es so ein paar Momente, wo wir das Publikum dazu anregen, bestimmte Sachen zu machen. Das ist normalerweise der Song, den wir zuletzt spielen und wenn wir die Menge für uns gewinnen konnten, rasten sie spätestens da aus. 

Jay: Ich sage “HEXY”. In letzter Zeit haben wir unser Set immer damit begonnen. Wenn man diesen Song nicht mag, dann weiß man wenigstens gleich, wie der Rest des Sets aussehen wird. Dieser Song reißt die Tür aus den Angeln. 

Jonny: Entweder “HEXY” oder “Bitch I’m Fashion”. Einfach wegen des Spaßes, der guten Stimmung und der Energie. 

Tom: Bei mir wäre es wahrscheinlich “Gucci, Honey, Dirty Money”, weil der Song mir aus Drummersicht am meisten Spaß macht. Viele Lieder wurden aufgenommen bevor ich der Band beigetreten bin. Das heißt, die Drumparts waren schon da. Aber von all diesen Songs habe ich den am meisten daran angepasst, wie ich ihn selbst spielen würde. Es gibt noch andere Lieder, die wir noch nicht veröffentlicht haben, aber von allen bisherigen ist das meine Antwort. 

Unsere Bildergalerie zum Auftritt von Gürl:

Hier geht es zum Konzertbericht von Lonely Spring und Gürl im Cassiopeia Berlin.

Tipp: Wer die Möglichkeit hat, die Band live zu erleben, sollte das unbedingt tun! Nächstes Jahr kommen Gürl für 4 exklusive Shows zurück nach Deutschland. Alle Informationen zur anstehenden Tour gibt es hier.

Mehr Informationen zu Gürl:

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