Evanescence Group 3 Nick Fancher scaled

Evanescene – The Bitter Truth im Soundcheck

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Evanescene – The Bitter Truth im Soundcheck
9
MEGAHERTZ

Evanescence – The Bitter Truth (Release 26.03.2021)

The Bitter Truth Albumcover

 

Geschrieben von: Lisa Hemp und Jennifer Ehlers

Band: Evanescence

Album: The Bitter Truth

Genre: Alternative Rock

Label: Columbia/Sony Music

Veröffentlichung: 26.03.2021

 

 

Ein ganzes Jahrzehnt haben die Fans auf das anstehende Album „The Bitter Truth“ gewartet. Am 26.03.2021 ist es endlich soweit, und der erste Longplayer seit so vielen Jahren erblickt das Licht der Welt. Seit Sängerin Amy Lee Mutter geworden ist standen neben der Band, natürlich auch andere Punkte im Vordergrund, dennoch arbeitete die Band voller Hingabe an neuen Songs und zeigt eine Rückkehr zu gewohnt alter Kraft. Thematisch finden Geschichten von Kraft, Verlust und dem Umgang mit der augenscheinlich nicht immer leichten Realität des aktuellen Jahrhunderts.

Evanescence legten den Grundstein ihres Erfolges mit dem 2003 veröffentlichten Album „Fallen“ und durften 43 Wochen in den Billboard Top 10 feiern. Mit 2 Grammys und über 17 Millionen verkauften Exemplaren ebneten sie sich den Weg zu einer der angesehensten Rock Bands dieser Erde. Der Nummer 1 Hit „Bring Me To Life“ erobert auch nach 18 Jahren noch die Herzen neuer Zuhörer und ist fester Bestandteil vergangener erfolgreicher Touren um die ganze Welt.

Bereits 3 Jahre später erfreuten die Musiker die Fans mit dem Nachfolger Album „The Open Door“ und 2011 das selbstbetitelte Werk „Evanescence“. Die Wartezeit war in der Vergangenheit kürzer, wie man sieht, aber in der aktuell viel zu schnelllebigen Welt ist es ein gutes Zeichen, wenn etwas ohne Zeitdruck entstehen kann.

„Synthesis“ war im Jahr 2017 das letzte Lebenszeichen und kombinierte in einem Best Of Projekt die großen Knaller der Künstler in einem vollkommen neuen Gewand. Orchester Guru David Campbell schuf gemeinsam mit Amy Lee, Tim McCord, Will Hunt, Troy McLawhorn und Jen Majura ein sinfonisches Meisterwerk. Einziger Wermutstropfen auf diesem Album: Amy Lee, die sonst gesanglich immer glänzt, trat durch die brillanten Arrangements und der Instrumental Power ein wenig in den Schatten ihrer eigenen Songs. Umso gespannter war ich was die neue Scheibe in dieser Hinsicht zu bieten hat. Denn eins ist klar: Amy Lee zählt nicht umsonst zu den dramatischsten und kraftvollsten Stimmen im Rockbereich.

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© Nick Fancher

 

Währenddessen viele Menschen in der Pandemie ausgebremst wurden und eher einen Gang zurückschalten mussten, haben Evanescence die Umstände genutzt und arbeiteten produktiv an neuem Material oder verfeinerten bereits Vorliegendes. Das Ergebnis kann sich in Form des vor Power strotzenden und zusammenhängendsten Albums der Bandgeschichte sehen lassen. Es erwarten einen feurige, gereifte Tracks, die den Zeitgeist gut eingefangen hat. Die Lyrics sind geradlinig, eindringend und umgeben von einer mystischen Aura. Eine Mischung aus Romantik und Düsternis. Wobei wir hier nicht von der abgedroschenen Art Romantik sprechen. Evanescence strahlte von Anbeginn ein verlässliches Fundament aus, was den Zuhörer trotz grandios arrangierter Musik immer erdete.

Die aktuelle Besetzung harmoniert in beeindruckender Zusammenarbeit und bereichert durch jeden einzelnen die neuen Songs. Will Hunt ist ein begnadeter Schlagzeuger, der seinen Job als Passion auf den Fellen freien Lauf gibt. Hunt wirkt wie eine einfühlsame Maschine , der es an Wucht und Tightness an keiner Stelle fehlt. Basser Tim McCord unterstützt im Rhythmus Bereich und bildet einen genussvollen Klangteppich in Kombination mit sechssaiter Troy McLawhorn und Jen Majura. Jen ist zugleich das Sahnebonbon auf der Torte, denn Ihre Stimme unterstützt Amy Lee zusätzlich und ergänzt und stärkt das eh schon vorhandene Vokal- Feuerwerk.

Mein persönlicher Lieblingstrack ist „Yeah Right“, während er mit einem fast Elektro –  Pop Intro überrascht, mündet er in einem fast Bouncy rockigen Sound. Der Titel überzeugt mit einem Schlagzeug was durch den gesamten Song nahezu durch fliegt. Der Track hat mir vom ersten Hören Spaß gemacht, er bleibt im Ohr und bietet viel Abwechslung.

Von mir bekommt „The Bitter Truth“ 9/10 Megahertz.

 

 

Jenna: Ich habe mit der Platte allerdings nicht gerechnet, dass wir wieder etwas Back To The Roots gehen

Nun hänge ich mich auch mit paar Worten ans Soundcheck dran, denn auch ich habe sehr lange auf neue Musik von ihnen gewartet und konnte es kaum abwarten endlich reinzuhören. Was soll ich sagen? Bereits der erste Song  Artifact/The Turn löste bei mir direkt eine Gänsehaut aus, die ich nicht kommen sah. Das Intro beginnt instrumental mit einer theatralischen Schwere, die Einen völlig in den Bann zieht. Amy lockt uns mit vielen, ergreifenden, lang gezogenen Tönen in den zweiten Track “Broken Pieces Shine”, welches explosionsartig rüberspringt zu einem hymnenartigen Song, gefüllt mit catchigen Schlagzeugbeats und schnellen Gitarren-Riffs. Ein Song der unbedingt auf die Bühne gehört und mich direkt vom Hocker gerissen hat.  

Ein weiterer Song der es mir angetan hat ist Better Than You. Dieser Songs repräsentiert alles was Evanescence ausmacht und berühmt geworden sind. Es beginnt mit einer sich im Song ständig wiederholenden Melodie einer Spieluhr. Amy spielt hier wunderbar mit ihrer Stimme und zeigt wie facettenreich sie doch ist. Auch wenn ich glaube, dass ihre Tonlage etwas tiefer geworden ist. Hier springt sie aber auch problemlos von tief rauf zu ihren höchsten Tönen. Better Than You zeigt instrumental Facetten von neuen Stilelementen und Experimenten, die catchig sind und durchaus beweisen, dass auch Evanescence sich der heutigen Zeit anpassen können, ohne sich selbst zu verlieren. 

Dann kommen wir zu meinem persönlichen Favoriten, der mir die wortwörtlich die Sprache verschlagen hat. Far From Heaven ist der emotionalste und längste Song dieser Platte. Eine Ballade, die größtenteils aus einer schönen Klaviermelodie besteht und Amys Stimme harmonisch begleitet. Unterstützung gibt es in Form von Streichinstrumenten, welches das ganze Stück nahezu orchestral klingen lässt. Was mir hier wunderbar gefällt, dass es dennoch Amys kraftvolle Stimme ist, die  uns durch den ganzen Song trägt. Diese Frau braucht eigentlich keine Instrumente, um einen in den Bann zu ziehen. Wer also Mal einen Gang runterfahren muss, hat mit diesem Song seine Freude. Ein Blick auf die Lyrics untermalt die emotionale Botschaft. Ein sehr, sehr starker Song mit sehr schönen Lyrics.

Von mir gibt es auch knackige 9 Megahertz.

Eines hat sich seit 20 Jahren nicht geändert. Amy Lee´s Stimme ist das Aushängeschild der Band und hat noch immer ihren starken Wiedererkennungswert. Doch auch die Band hat bereits viele Experimente in Richtung verschiedener Stile gewagt. The Bitter Truth geht aber wieder Back To The Roots: Metallisch angehauchter Alternative Rock, der auch Ausflüge in den Pop und Indie nicht scheut. Nach Amy´s letzten Album habe ich mich schon damit angefreundet, dass auch Evanescence sich ausprobieren und neue Wege einschlagen. Das tun sie auch hier dezent, dennoch steckt in der Wurzel genau das, wofür wir Evanescence kennen.