the used heartwork album

The Used – Heartwork (Album Review)

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MEGAHERTZ
9.5
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7.7
9.5
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THE USED – Heartwork

Band: The Used

Album: Heartwork

VÖ: 24.04.2020

Label/Vertrieb: Hassle Records/ Membran

Geschrieben von: Jenna

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Bert McCracken // Vocals Jeph Howard // Bass & Backing Vocals Dan Whitesides // Drums & Backing Vocals Joey Bradford // Guitar & Backing Vocals

2020 sollte das Jahr der Reunions und großen Live-Shows werden. Und auch THE USED melden sich nach über zwei Jahren überraschend zurück und kündigen mit „Heartwork“ ein brandneues Album für den 24. April an, dies erstmals auf dem renommierten Label Hassle Records veröffentlicht wird. Heartwork wurde nicht nur wieder mit dem legendären Produzenten John Feldmann produziert, sondern hat auch einige grandiose Kooperationen parat, darunter Mark Hoppus und Travis Barker von Blink-182, Jason Aalon Butler von Fever 333 und Caleb Shomo von Beartooth.

Für mich gehören The Used zu der Sorte an Bands, die es mit jeder Platte schaffen, dass jeder Song meine Aufmerksamkeit verdient und nicht übersprungen wird. Wenige Bands schaffen es, dass alle Songs „gut“ klingen. Umso mehr war ich gespannt, ob Heartwork dieselbe Wirkung erzielen würde oder ob The Used sich neu erfunden haben, gerade mit dem Einsatz ihres neuen Gitarristen und dem Wandel der Musik. Kleiner Spoiler: Ich wurde nicht enttäuscht.

Das Album beginnt mit der Single „Paradise Lost, a Poem by John Milton“, welches bereits in Februar veröffentlicht wurde und sich direkt als Ohrwurm und Fan-Favorit entpuppte. In mir löst der Song zunächst Fernweh nach Live-Shows aus. Die hymnischen Gitarrenriffs und der Gesang McCrackens sind catchig und reißen einen direkt mit durch die Wohnung zu jumpen und den Song laut aufzudrehen. Zu Beginn erinnert mich der Song von der Stimmung her etwas an Blur mit Song 2, welches aber nach McCrackens Gesang den typischen und unvergleichlichen The Used Stil annimmt. Joey Bradford, der neue Gitarrist fiel mir direkt mit seinem melodischen Gitarrensoli auf und ergänzt sich super mit Bassist Jeph Howard und Schlagzeuger Dan Whitesides.

Mit Blow Me haben wir ein weiteres starkes Lied. Hier hat man sich Unterstützung in Form des Gastsängers Jason Aalon Butler von Fever 333 geholt. Jason ist für seine actionreiche Auftritte bekannt und auch hier reißt er alles mit, was er mitnehmen kann. Die Screams und der cleane Gesang stehen sich nicht im Weg, sondern harmonieren durchgehend und werden von dutzenden Breakdowns begleitet. Mir gefällt, dass die Tracks mit den Kooperationen nicht nur nach The Used klingen, sondern stets auch eine starke Handschrift des jeweiligen Gastsängers haben. Hier bekommt das Stück einen etwas grungigeren und punkigeren Einfluss, das mit Jason einfach perfekt zusammen passt.

„Big, Wanna Be“ hebt sich von den ersten beiden Songs ganz Besonders in der Geschwindigkeit ab. Es ist einer ihrer einfacheren Songs, den ich mir unfassbar gut Live vorstellen kann. Das Publikum klatscht zum Takt der Drums mit (welches schön heraussticht) und singt zu den hymnischen Refrain mit. Einfach aber gut und bietet einen perfekten Übergang zum vierten Track Bloody Nose, der mir ebenso das Feeling verleiht, dass sich dieser Live sehr gut mitsingen lässt. Geschmückt wird das Lied mit Orchesterarrangements und grandiosen Gitarrenriffs.

Everything that’s on the radio makes me wanna fucking bash my skull

Mit Wow, I hate this Song erschufen The Used meinen Favoriten-Track auf dieser Platte. Es könnte ein Soundtrack eines epischen Action-Games sein oder dem Zuhörer cinematische Szenen vor Augen führen. Von Allem ist etwas dabei. Pop, Rock, stadionhymnische Refrains, Punk-Rock-Riffs und eine sich aufbauende Spannung aus hellen und dunklen Elementen. The Used scheuten sich noch nie davor sich an verschiedenen Genres zu bedienen und hier ist die Kombination aus „The Used“ und neuen Genre-Elementen sehr gelungen. Ein genialer Ohrwurm, den man mir damit verpasste.  

„My Cocoon“ folgt als Nächstes und bringt einen wieder Down-To Earth. Es beginnt mit einem harmonischen Piano-Einspiel und lässt mich einfach nur lauschen und mit den Gedanken abdriften an einem fernen Ort, der unerreichbar erscheint. Der Track ist zwar nur eine Minute lang, aber wenn es dich in so kurzer Zeit emotional machen kann, machen die Jungs eindeutig etwas richtig mit ihrer Musik. Das schnelle Tempo der vorherigen Songs bekommt hiermit einen Cut und führt uns in die nächste etwas andere Etappe des Albums. 

Der nächste Song will erstmal nicht wie The Used klingen. Cathedral Bell könnte eine Zusammenarbeit mit einem gehypten Pop-Star sein, allerdings wissen die Jungs ihre Roots beizubehalten und es noch immer wie The Used klingen zu lassen, auch wenn sie mit anderen Genre-Elementen arbeiten. John Feldmanns Handschrift kommt hier ziemlich gut zur Geltung. Je öfter ich den Song höre, umso mehr gefällt er mir und lässt einem schon Mal durch den Raum tanzen und mitsingen. Experimentierfreudig werden die Jungs bei 1984, welches an den Instrumenten und am Gesang sehr kreativ zugange geht. Es hat einen härteren Touch, aber Breakdowns, die teilweise mit Herzschlag und Geflüster gefüllt werden, ehe es wieder mit schnellen Gitarren-Riffs zum Höhepunkt kommt. Für mich definitiv das experimentierfreudigste Stück auf der Platte.

Walking with the fire
Covered in flames, I’m come out a survivor
Hot headed

Numero 9 ist „Gravity´s Rainbow“. Eingeleitet wird es mit einer schönen Violinen-Melodie, ehe die Gitarren explodieren und uns mit Berts emotionaler Stimme in den Refrain reißen. Zu Beginn wo die Gitarren einsetzen klingt der Song noch etwas unharmonisch, aber ab dem Refrain harmonieren die Instrumente mit dem Gesang und runden das Stück perfekt ab. Der nächste Ohrwurm wurde erschaffen. Dagegen lädt Clean Cut Heels zum Tanzen ein. Ein weiteres Beispiel dafür, dass sich The Used gerne an anderen Genres vergreifen. Mit elektronischen Funk-Elementen geschmückt, ist es nahezu unmöglich die Beine still zu halten oder schlechte Laune zu bekommen. Allerdings ist dieser Track schon sehr fern von dem was ich mir unter The Used vorstellen würde.

Heartwork leitet uns mit 1 1/2 Minuten Spieldauer in die letzte Etappe der 16 Track langen EP, die ausschließlich aus Kooperationen besteht. Hauptsächlich erzählt Bert McCracken in diesem Stück über die Gewalt der Freundlichkeit. Seine Worte werden an den Instrumenten stimmungsvoll und dramatisch untermalt und verleihen seinen Worten mehr Ausdruck. Regt zum Nachdenken an.

Der nächste Track Lighthouse ist sowohl mein Lieblings-Stück und auch das Emotionalste. Hier bekommt Bert Unterstützung von Gastsänger Mark Hoppus und Beide erschlagen mich nahezu mit der Gewalt ihrer Stimmen und den starken Lyrics. „I Can be Your Lighthouse“ berührt mich einfach sehr, da ich mich mit den Lyrics identifizieren kann und es auch so viele andere Menschen ansprechen wird. Kein Wunder, dass The Used diesen Song für ein Video-Projekt nutzen, um die Helden der Corona-Krise hervorzuheben. Ich kann es kaum abwarten, dass Ergebnis zu sehen. Zudem gefallen mir hier die Arbeiten an den Instrumenten sehr. Mit der melodischen Zupftechnik an der Gitarre, das den langsamen Gesang untermalt und die dazu clever eingesetzten elektronischen Beats, ist das Instrumental sehr gelungen. Auch Jeph Howard bekommt seine Aufmerksamkeit am Bass. Mit einem catchigen Basssoli wird er ganz Besonders am Ende des Songs schön hervorgehoben.

Mit Travis Baker (Drummer Blink 182) im Gepäck lauschen wir den hymnischen Pop-Punk-Klängen von Obvious Blasé. Ich muss zugeben, dass ich durch den Song an frühere Zeiten denken musste, wo die Emo/Punk-Szene noch stark vertreten war. Dies wäre ein Dauer-Player auf jedem I-Pod oder MP3-Player gewesen. Travis Bakers Skills an den Drums sind kaum zu überhören, aber auch hier wird Jeph Howards Arbeit am Bass schön hervorgehoben. Was er da am Bass raushaut ist echt genial!

Der letzte Gastbeitrag ist gefühlt auch der Lauteste und ein weiterer Ohrwurm-Favorit meinerseits. Mit Caleb Shomo von Beartooth bekommen The Used eine starke Unterstützung für den Song „The Lottery“. Es ist laut, hat einen enormen Tempo an der Gitarre und am Drums und hat mitten im Song einen genialen Break-Down. Die Aufteilung vom cleanen Gesang zu den Scream-Parts ist nahezu perfekt gelungen und dass die Instrumente die beiden Stimmengewalten perfekt unterstreichen, muss ich nicht noch Mal extra erwähnen. Hier passt einfach alles zusammen.

Kommen wir zum Finale der Platte. Das vorletzte Lied trägt den Namen Darkness Bleeds, FOTF ’. Es beginnt mit ordentlich Tempo am Schlagzeug und hier kommt in meinen Ohren das Schlagzeug gut zur Geltung. Definitiv ein Song der für Dan Whitesides geschrieben wurde. Zum Ende hin baut der Song abrupt ab und endet mit einem melodischen Piano-Part und hellem Gesang, welches mir plötzlich ein ganz anderes Feeling vermittelt und Fernweh nach Road-Trips und schönen Festival-Sommernächten auslöst, welches dieses Jahr leider ausfallen wird. A Bittersweet Song. 

Beim letzten Song hätte Ich zuerst etwas Hartes zum Moshen erwartet. Doch wenn ich mich zurückerinnere ist es irgendwie ein The Used-Ding die Platte mit einer emotionalen Message ausklingen zu lassen. To Feel Something ist brutal ehrlich und zeigt die emotionale Seite der Band. Mit knapp drei Minuten ist ihnen wieder Mal ein Ende gelungen, dass wie ein Echo im Kopf bleibt und mich nahezu zwingt immer und immer wieder auf Replay zu klicken.


9,5 / 10 MEGAHERTZ

The Used bekommen von mir 9,5 / 10 Megahertz. Wie der Titel verrät, steckt da eine Menge Arbeit Herzblut drin. Keiner von den Bandmitgliedern kam zu kurz und alle hatten ihre Momente, wo sie ihre qualitative Arbeit vorführen konnten. Ich habe The Used wirklich lange nicht mehr gehört, obwohl sie mich stets mit ihrer Arbeit und Musik zu 100% überzeugten, doch nach diesem Album wird es Zeit meine Playlists wieder mit ihren Songs zu füllen. Mit Heartwork haben sie eine schöne Mischung aus Back-To-The-Roots und neuen Experimenten geliefert. Die Zusammenarbeit mit John Feldmann war eine gute Entscheidung und qualitativ eines der gelungensten Platten, die ich dieses Jahr bisher zu hören bekommen habe. Hut ab. Vielleicht ist es sogar die Platte, die mein The Used – Liebling werden könnte.


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Tracklisting for ‘Heartwork’

1. Paradise Lost, a poem by John Milton
2. Blow Me (feat. Jason Aalon Butler)
3. BIG, WANNA BE
4. Bloody Nose
5. Wow, I Hate This Song
6. My Cocoon
7. Cathedral Bell
8. 1984 (Infinite Jest)
9. Gravity’s Rainbow
10. Clean Cut Heals
11. Heartwork
12. The Lighthouse (feat. Mark Hoppus)
13. Obvious Blasé (feat. Travis Barker)
14. The Lottery (feat. Caleb Shomo)
15. Darkness Bleeds, FOTF
16. To Feel Something


Weitere Infos zu The Used

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