MISCHA

MISCHA – Räubertochter (EP VÖ 03/19)

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MISCHA – Räubertochter

Radio:Active Bewertung: 10/10 MEGAHERTZ

Geschrieben von: Lisa Hemp

Band: MISCHA

Album: Räubertochter

Genre: Rock

Label: Rising Shore Records

Veröffentlicht: März 2019

Tracklist:

  1. Räubertochter
  2. Mädchen
  3. Priwet
  4. Im Kreis
  5. Kleinstadt
  6. Bester Feind
  7. Stehend Schweigen

 

Vor ein paar Wochen habe ich frisch und munter bei Facebook einen Live Stream vom Gringoz Magazin verfolgt und bin dabei an dieser Band kleben geblieben. Irgendwie ging die Sonne auf und ich habe mich gefühlt wie die Biene, die den Honig entdeckt hat. Was haben jetzt Honig und Bienen mit Musik zu tun? Wahrscheinlich nichts, aber MISCHA zergehen in der Tat zuckersüß auf der Zunge. Das Album ist letztes Jahr im März veröffentlicht worden und ich finde es sollte durchaus mehr Aufmerksamkeit bekommen. Es wird vielen wie mir gehen, dass man oft durch Zufall erst über Bands stolpert, die man gern viel eher kennengelernt hätte. Ich finde es ist nie zu spät für eine CD-Kritik und in diesem Fall widme ich mich gern dem Album Räubertochter.

Der gleichnamige Titel zum Album „Räubertochter“ eröffnet auch direkt die Platte. Bereits in der ersten Sekunde stößt man auf die unverkennbare und wie ich finde einzigartige Stimme von Mimi. Rauchig mit einer ordentlichen Portion Emotion und Gefühl. Eine Stimme, der man jedes Wort abnimmt und den Texten emphatisch folgen will. Die Mischung aus Keyboard, Gitarre und Bass Melodik gibt dem Song eine ganz besondere Mischa Note. Der Keyboard Sound malt bildlich den Klangteppich unter die Geschichte, während die Gitarre fordernd nach vorn treibt. Schlagzeug und Bass spielen eng zusammen und bilden eine solide und doch spannende Rhythmuswand. Der Wechsel von den ruhigen Passagen in die Bridge, bauen bereits gelungen Spannung auf, um im Refrain so richtig rein zu hauen. Das Zusammenspiel aller im Refrain gleicht einer Klangexplosion. Wer da noch ruhig stehen/sitzen kann, hat wahrscheinlich vergessen die Anlage aufzudrehen.

Der zweite Track der EP heißt „Mädchen“ und holt den Zuhörer sofort mit einer guten Prise Rock ab. Die Melodielinie der Gitarre in der Strophe trägt den Text des Songs. Eine Geschichte über dieses eine Mädchen. Hat nicht jeder im Leben so diesen einen Menschen, der nie so richtig weg geht? Die Lyrics von MISCHA sind erfrischend lebensnah, es fällt schwer nicht seine eigenen Erfahrungen und Storys hinein zu interpretieren. Wahrscheinlich fühlt man sich den Songs deshalb sehr schnell vertraut. In gewohnter Mischa Manier legen sie auch hier im Refrain eine gehörige Power drauf. Die Strophen fühlen sich wie die emotionalen und erklärenden Vorboten an, die in der Bridge/den Refrains zum Ausbruch kommen und musikalisch gut aufeinander abgestimmt eskalieren. Stilistisch packen sie am Ende des Songs auch noch eine Half Time aus, die sich gewaschen hat. Ich persönlich liebe es, wenn mit den Takten gespielt wird. Mit solchen Einwürfen und Wechseln , kann ein Lied nur spannend klingen. Wenn es nach mir ginge: Mehr Half Time Parts für die Welt!

Song drei heißt „Priwet“ und ich erwische mich erneut dabei, dass die „Ballade“ eines Albums mich völlig aus der Bahn wirft. Ich sollte mir vielleicht doch langsam eingestehen, dass Gefühl in der Musik doch ne Hausnummer für sich ist. Aber so ist das mit den gut erzählten Liebesgeschichten, auch wenn sie nicht immer gut ausgehen.

„Ich wollte nur, dass du es weißt, in wie vielen Sekunden mein Herz zerreißt, wollte nur bei dir sein.“

Was wie ein schnulziger Liebesschwur klingen mag, aber in „Priwet“ in absolut überzeugender Tiefgründiger Rock Attitüde dem Zuhörer nah gebracht wird. Man leidet fast mit, wenn Mimi die Geschichte erzählt. Die Gitarren Line überzeugt in professionell gespielter Art und Weise und man merkt, dass die Band ihre „Werkzeuge“ beherrscht. „Priwet“ ist auch nur im weitesten Sinne eine Ballade. Mischa brauchen das Feuerwerk in ihren Songs und deshalb verwundert es auch in diesem Song nicht, dass der Track von einem Auf und Ab der Gefühle lebt. Umso ehrlicher kommen die Songs auch rüber, denn in welchem Gefühl dieser Welt verläuft alles auf einem Ton?

„Im Kreis“ nennt sich der vierte Titel von „Räubertochter“ Diesen Songtext habe ich tatsächlich mehrmals lesen müssen. Was das Songwriting bzw. Texten angeht, legen Mischa eine außergewöhnlich tiefgründige Art an den Tag. „Im Kreis“ ist ein Track, der zum Nachdenken anregt.

„Denn wir drehen uns im Kreis, wie ein Windrad ganz allein. Ist das wirklich leben, wenn wir uns nie vom Fleck bewegen?“

Ich habe mir bereits meine Gedanken zum Text gemacht, und empfehle jedem dasselbe für sich zu tun.

Der wahrscheinlich bekannteste Track von Mischa heißt „Kleinstadt“ und erzählt die Geschichte über die Heimat der Band. Sie kommen aus Biberach an der Riß und selbst ich musste erstmal Google befragen, wo das liegt. (Die Band Mischa und das Radio:Active Magazin haben ja eh ihre eigene kleine Google Geschichte ? Den Link dazu gibt es am Ende zum Nachschauen)

„Kleinstadt“ gehört auf die Bretter, die die Welt bedeuten, auch wenn es um ein kleines Städtchen geht. Der Titel macht einfach Spaß beim Anhören! Leichtfüßig, rockig gepaart mit einer Spur Nostalgie, Langeweile , Abrechnung und der Einsicht das Heimat am Ende Heimat ist. Getreu dem Motto: Du bist Zuhause , wo dein Herz wohnt!

„Bester Feind“ reiht sich in die Kategorie Ohrwürmer ein und ist einer meiner Lieblingssongs der Platte. MISCHA bleiben auch hier ihrer Linie treu, ehrliche Geschichte und musikalisch mit den richtigen Momenten untermalt. „Bester Feind“ geht gut voran und es ist für mich immer erfreulich, wenn es Drummer hinbekommen ein Lied genauso kreativ erzählen zu können, wie es Sänger, Gitarristen, Bassisten oder Keyboarder schaffen. Leider ziehen nämlich viele Schlagzeuger in den Songs eine wahrhaftige Egoschiene durch und versuchen alles unter zu bringen, was sie irgendwann mal gelernt haben. Nicht bei MISCHA! Hier herrscht noch Zucht und Ordnung ? Und kreativer melodischer Rhythmus an den Drums. Daumen hoch! Der Schlagzeuger kann aber auch noch mehr ?

Der letzte Titel „Stehend Schweigen“ rundet das gesamte Album gelungen ab und man hat keine Minute das Gefühl gehabt, das es an Konzept fehlt oder es wieder ein Album von so vielen ist. Mischa haben definitiv wiedererkennungswert und ihren ganz eigenen Charme.

Hier geht’s noch zum Video von MISCHA und den Challanges vom Radio:Active Magazin:

 

Mehr zur Band:

HP