Itchy (c) Erik Hennemann
Itchy (c) Erik Hennemann

Interview mit Sibbi von Itchy zum neuen 9. Album „Dive“

Interview mit Sibbi von Itchy zum neuen Album „Dive“

 

Vergangenen Freitag haben Itchy ihr 9. Studioalbum „Dive“ veröffentlicht. Das Album enthält 12 Tracks und ein Feature mit Anti-Flag Frontmann Justin Sane. Redakteur Erik hat Sibbi den Frontmann von Itchy zum Interview getroffen und haben sich neben dem Album, unteranderem über den technologischen zustand der Schwaben unterhalten. Aber lest selbst!

 

Sibbi von Itchy (c) Erik Hennemann
Sibbi von Itchy (c) Erik Hennemann

 

RA: Gibt es eine Frage, die du jetzt in der Promo-Phase, oder generell in der Zeit von Itchy nicht mehr hören kannst?

 

Sibbi: Mittlerweile tatsächlich nicht mehr. Die Frage zum Bandnamen war etwas nervig, aber die Frage haben wir mit der Umbenennung 2017 quasi selbst gestrichen. Ansonsten bin ich total offen. Was ich immer total lustig finde, wie oft man gefragt wird und was können die Leute von der Show heute so erwarten?

Man kann ja auf jede Frage und sei sie noch so schlimm, einfach antworten, was man will und was man möchte. Die Antwort muss sich auch nicht auf die Frage beziehen. Das ist unser Vorteil.

 

RA: Ich schaue auf ein himmelblaues Albumcover mit einem Jungen in Badeshorts und Schwimmflügel auf einem Sprungbrett im Freibad. Springt das Kind, oder springt es nicht?

 

Sibbi: Das ist eben die Frage, die die Hörer oder die Hörerinnen selbst beantworten müssen. Springt es oder springt es nicht. Es ist immerhin kurz davor, in etwas einzutauchen.

Und „Dive“ kann natürlich auch viel Interpretationsfreiraum geben. Zum Beispiel mit einer Partynacht oder eben mit dem Sprung ins Ungewisse.

Wir haben den Song „Dive“ als erstes für das Album fertig gehabt und sind dann über dieses Bild gestolpert und dachten dann: „Hey, dieses eine Bild würde so perfekt zum Album passen.“  Es sind halt tausende Facetten, die dieses Wort „Dive“ und dieses Cover so zu bedienen weiß. 

 

Itchy Album Cover
Itchy Album Cover

 

RA: Nach „Ja als ob“ habt ihr auf dem neuen Album wieder bei “Dive” wieder auf Englisch gewechselt. Wie kam es zu der Entscheidung?

 

Sibbi (lacht): Du bist ja ein Fuchs. Ist dir das sofort aufgefallen oder erst bei Lied 8?

 

RA (lacht): Ha! Sogar erst beim 12. Track. Ich dachte mir so: Moment mal, das war ja gar kein deutsch, das war ja englisch.

 

Sibbi (lacht): Das war Schwäbisch.

Sibbi: Die Frage bekommen wir tatsächlich die ganze Zeit gestellt.

Die Wahrheit ist aber, dass wir es gar nicht richtig erklären können warum. Wir haben irgendwann, nachdem Corona uns allen die Bremse reingehauen hat, haben wir uns als Band an das Album gesetzt und angefangen, neue Lieder zu schreiben und beim Schreiben hat es sich halt englisch angefühlt. Am Anfang von “Dive” stand auch noch zur Debatte, ob man nicht ein gemischtes Album mit deutschen und englischen Texten macht. Aber dann haben wir uns wieder für englisch entschieden. 

 

 

Sibbi: Aber die Entscheidung hat nichts damit zu tun, dass wir mit “Ja als ob” dem deutschen Album nicht zufrieden waren. Das Feedback auf die deutsche Platte war echt gut und auch live funktionieren die deutschen Songs exakt gleich gut. Aber für uns hat sich das Album wieder englisch angefühlt. Das Tolle ist ja auch, dass wir machen können, was wir wollen. Wir sind unsere eigenen Chefs mit unserem eigenen Label. So haben wir uns 2020 dazu entschieden mit “Ja als ob” ein deutsches Album zu machen, weil wir dachten: “Ey, komm lass uns das mal ausprobieren“ und 2023 haben wir wieder ein englisches Album gemacht.  Das finde ich auch bei Itchy Super, dass wir Sachen ausprobieren und Sachen machen, die sich für uns gerade richtig anfühlen und hoffen dann, dass es den Leuten gefällt.

 

Itchy_Ilkay-Karakurt
Itchy_Ilkay-Karakurt

 

RA: Spotify hat sich ‚You‘ als Fokus-Single zum Release ausgesucht. Ich bin dort auch hängen geblieben bei dem Track…

 

Sibbi: Der Track wird auch ganz oft genannt. Im Nachhinein hätten wir eine Single draus machen sollen. Es ist aber auch schön, wenn es Songs auf dem Album gibt (das kenne ich auch von meinen Lieblingsplatten) die sich zu Lieblingssongs entwickeln, ohne das diese im Fokus standen. Ich find es auch bei manchen Alben von anderen Bands blöd, wenn die die drei stärksten Songs als Singles aus gekoppelt haben und der Rest des Album dann eher Medium ist. Und dann finde ich es toll, dass der Song „You“ eben bei den Leuten hängen bleibt.

 

RA: “Dive” ist das 9. Studioalbum. Was war auf dem Weg zum Album die größte Herausforderung, aber auch der schönste Moment?

 

Sibbi: Bei diesem Album gab es gar keine großen Herausforderungen. Das hat wirklich von Anfang an gepasst. Wir haben viele Songs geschrieben, die wir alle direkt komplett gut fanden und abgefeiert haben. Tatsächlich lief alles glatt ohne Stolpersteine auf dem Weg.  Im Gegenzug das Album “Ja als ob”, weil es das erste Mal auf deutsch war, war es mehr herausfordernd. Man muss sich beim Schreiben an die Sprache gewöhnen bzw. an das neue Song schreiben gewöhnen.

Dann kam das Album im Februar 2020, dann kam Corona, man durfte nicht auf Tour, wir haben dann die Tour 2,5 Jahre nach Ursprungsdatum endlich gespielt und so tat es jetzt einfach mal wieder gut, dass auch mal etwas glatt laufen kann.

 

Sibbi: Wobei, am Ende ist es dann doch immer eine Herausforderung, die Songs dann auszuwählen, die man gerne auf dem Album hätte. Man schreibt ja nicht nur 12 Songs und ist fertig, sondern es sind dann so 15, 20, 30 Songs und die muss man dann ja runterkürzen und da haben wir früher schon mal tagelang die härtesten Diskussionen geführt, weil jeder seinen Favoriten auf dem Album haben wollte. Diesmal haben wir eine Favoritenliste gemacht, bis wir auf 12 Songs  gekommen sind und das ist dann halt unser Album und das merkt man dann hoffentlich auch live. Denn es macht total bock die Songs zu spielen.   

 

Itchy Copyright by Ilkay Karakurt
Itchy Copyright by Ilkay Karakurt

RA: Für die Single „Burn The Whole Thing Down“ habt ihr euch Justin Sane von Anti-Flag als Feature Gast eingeladen. Wer singt denn dann den Feature Part von euch?

 

Sibbi: Gute Frage, vielleicht mach ich es, aber da ich eh schon den Großteil der Show live singe, kann Panzer gerne den ganzen Song durch singen.

 

RA: Das ist eine gute Idee, denn man hört Justin Sane gar nicht so richtig raus, weil Panzer fast eine identische Stimme haben.

 

Sibbi: Das haben wir auch gemerkt. Wir dachten, dieser Song eignet sich perfekt für die Stimme von Justin Sane, dem Sänger von Anti-Flag. Justin hat sich dann auch richtig reingehängt bei dem Song. Dann hören wir das und es klingt auch richtig geil, aber der Unterschied zwischen Justins Stimme und Panzers Stimme ist gar nicht so groß. So kam auch schon mal die Frage von Leuten: “Wo singt denn jetzt Justin?“ – “Hör dir doch die zweite Strophe an!”. Aber ja, beide Stimmen sind ziemlich ähnlich.

 

RA: Gibt es in der Promo-Phase des Albums so einen Moment, wo man sich als Band mal etwas zurücklehnt oder seid ihr weiter  „On Fire“ ?

 

Sibbi (lacht): Also wir sind immer “On Fire“, vor allem ich, das ist so eine Art “Krankheit” von mir, das ich einfach nicht stillsitzen kann. 

Aber natürlich waren die letzten Wochen intensiv mit Interviews, Release Shows, Videodrehs, Promos, usw. also das war schon sehr viel Arbeit und dazwischen noch ein paar Festivals und Shows, aber jetzt so ein paar Tage nach Release wird es ein bisschen ruhiger. Aber ich vermisse schon das live spielen und da steht demnächst ja wieder einiges an. Aber jetzt, wo das Album draußen ist, wird es weniger, die Leute können das Album genießen und ich freue mich auf das Feedback.

 

RA: Apropos Feedback. Wie geht ihr als Band mit Kritik um und wie beeinflusst sie euch? Beeinflusst sie euch überhaupt?

 

Sibbi: Ich würde lügen, wenn ich sage, negative Kritik berührt mich nicht. Wahrscheinlich berührt mich die negative Kritik mehr als die Positive, was total dumm ist, aber so ist der Mensch nunmal. Wobei es bei diesem Album bisher noch keinen negativen Kommentar gab. Das ist schon krass, weil eigentlich immer irgendeiner schreibt “Ey, früher wart ihr geiler”. Aber bisher kamen nur positive Sachen und das ist schon etwas beängstigend.  

 

RA: In einem der Pressetexte habe ich gelesen: Das eine Band irrsinnig angepisst und gleichzeitig charmant klingen kann? Ist das ein Kompliment?

 

Sibbi: Ja, absolut. Das haben wir ja bisher immer schon so gemacht, dass unsere Texte und unsere Lieder nie ein bestimmtes Thema auf dem Album behandelt oder wie bei Anti-Flag zum Beispiel, da ist ja wirklich das ganze Album politisch. Das erwartet man auch von denen, aber so sind wir als Band nicht und als Menschen nicht. Wir lachen noch genügend im Leben und haben Spaß. Wir reden gerne Blödsinn, genau wie wir uns auch über Politik und Gesellschaft Gedanken machen. Wir schreiben Texte, worüber wir gerade nachdenken, was uns gerade interessiert. Das ist halt wie im normalen Leben auch. Manchmal lacht man, manchmal weint man, manchmal ist man angepisst, manchmal ist man verliebt und manchmal denkt man nur an Quatsch. So setzten sich unsere Alben bisher schon immer zusammen. Das Ist Itchy!

 

RA: Bei Instagram habe ich folgendes Zitat von einer Band aus Ibbenbüren gelesen:

“Wir Donots helfen aufstrebenden Newcomer-Bands schließlich immer gerne bei der Promo. Diesmal machen wir es doppelt gerne, weil Itchy gute alte Freunde sind und die neue Platte mit Abstand deren beste ist und Schwaben kein Internet können” Zitat Ingo Donot.

– Das mit dem Internet kann ich jetzt nicht bestätigen.

 

Sibbi: Wir Schwaben können kein Hochdeutsches Internet und wir Schwaben sparen sehr gerne, wir haben alle noch so alte 56k Modems (lacht). Ansonsten sind wir fast schon technologisch in den 2000ern angekommen, würde ich sagen. Ingo war auch in Köln bei der Albumreleaseshow da. 

 

RA: Ihr habt u.a. eine Release Show in Köln gespielt. Wie gut war es und gab’s eine lustige Story?

 

Sibbi (lacht): In einem 80 Personen fassenden Club, wo am Ende 120 Leute drin waren und dort war dann irgendwann alles drin außer Sauerstoff. Und Ingo von den Donots stand einfach auch mittendrin. Irgendwann nachts um zwei Uhr habe ich nicht mehr verstanden, was Ingo zur Verabschiedung gesagt hat, weil er so betrunken war.

 

RA: Im Herbst geht ihr auf Tour. Was erwartet den Besucher?

 

Sibbi (lacht): Ein Spektakel an Geilheit! 

Diese Antwort habe ich noch nie gegeben, aber wenn ich so darüber nachdenke, ist es vielleicht auch die beste oder die schlechteste Antwort, die ich je gegeben habe. Aber die Sache ist, die Leute sollen einfach zu den Konzerten kommen und dann können sie sich selbst ein Bild davon machen, ob es eine gute oder eine schlechte Antwort war.

 

RA: Danke dir Sibbi für das Interview!

 

Itchy im Herbst auf Tour:

Itchy Tour Feed
Itchy Dive-Tour

 

Mehr Infos zu Itchy: https://itchyofficial.de/ 

ITCHY mit 9. Studioalbum DIVE

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